Freitag, 23. Juni 2017

"Komm und sieh!"


Immer wieder mal kommt meine 5-jährige Tochter Leah, um mir zu erzählen, was sie gerade gemacht oder gesehen hat. Während sie noch am reden ist, stoppt sie. Es kommt nur noch die Aufforderung: “Komm und sieh es dir an!”

Genau das passiert in unserem nächsten Textabschnitt. “Komm und sieh!” Dies war Jesus Einladung an zwei Jünger von Johannes dem Täufer. Aber ich hoffe, dass wir uns heute durch diesen Text auch wieder ganz neu einladen lassen, einfach zu kommen und selbst zu sehen, was Gott/Jesus für uns bereithält. So wie Leah mich an die Hand nimmt und zu mir sagt: “Komm bitte, damit ich es dir zeigen kann.” Und ich denke, so möchte auch Jesus uns oft an die Hand nehmen, und wir sollen einfach mitgehen und sehen. Lasst uns dies heute auch tun.

Dafür lesen wir zunächst, was es damals zu sehen gab. Dies steht in Johannes 1, 35 - 42.


Da standen die beiden nun. Sie wussten, dass Johannes der Täufer immer wieder gesagt hatte, dass er nicht der Messias sei. Aber nun war der Messias zu Johannes den Täufer gekommen. “Das ist er!”, sagte Johannes ihnen. Was sollten sie mit dieser Information machen? Sie kannten diesen Mann nicht. Er war jemand Neues für sie. Vielleicht waren sie bei Jesus Taufe dabei gewesen, vielleicht hatten sie auch nur davon gehört. Auf jeden Fall hatten sie Johannes gut genug zugehört, dass sie Jesus einfach erstmal hinterher liefen. Und so begann mit diesem wörtlichen Nachfolgen ihre Nachfolge von Jesus. 

Allein das ist für mich schon eine Herausforderung. Johannes der Täufer war jemand, der anders war. So anders, dass selbst die religiösen Führer herausfinden wollten, wer er ist. Die beiden Männer, um die es in diesem Text geht, waren seine Jünger. Es kann gut sein, dass sie nicht nur seine Lehren gut fanden, sondern Johannes dem Täufer sogar soweit nachfolgten, dass sie auch seinen asketischen Lebensstil praktizierten. Mit anderen Worten, sie waren mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur von einer Idee begeistern, sondern Johannes der Täufer hatte ihr Leben verändert. Und nun forderte ihr Lehrer sie noch einmal auf, alles zu ändern, und ihr Leben nach diesem Jesus auszurichten. 


Lasst uns hier mal stoppen. Nimm dir ein paar Minuten Zeit und überlege dir, wie du auf Neuigkeiten reagierst, die das Potential haben, dein ganzes Leben zu verändern. Ich muss ganz ehrlich sein, dass meine erste Reaktion meistens ein “Nein, nicht jetzt!” ist. Ich habe auch genug gute Gründe, warum dies meine Reaktion ist. Ich fühle mich gerade wohl oder ich habe mich gerade erst an diese Situation gewöhnt. Wie geht es dir? Schreib ruhig deine Gedanken dazu auf.






Die beiden Männer hier allerdings waren bereit für etwas Neues. Sie waren auf der Suche nach der Wahrheit und würden dafür alles tun, auch ihr ganzes Leben ändern. Um das, was in unserem Abschnitt heute passiert ist, genauer zu verstehen, möchte ich, dass wir uns gemeinsam die Verben in dieser Geschichte anschauen. Denn nicht nur die beiden schon erwähnten Verben “kommen” und “sehen” sind in dieser Stelle aussagekräftig. Auch die anderen können uns Auskunft darüber geben, was hier passiert. Und dann auch vielleicht uns dabei helfen, wie die Jünger auf Jesus zu reagieren.  

Wir beginnen dafür bei den beiden Jüngern. Schreibt nun hinter die Versangabe das Verb, das das Handeln der Jünger beschreibt. Das Erste habe ich als Beispiel schon ausgefüllt.

Vers 35: _(bei jemanden) sein__

Vers 37: ___________, __________ 

Vers 38: ___________ (indirekt über Jesus Frage),___________ 

Vers 39: ___________, __________, ___________

Vers 40: ___________, __________ 

Vers 41: ___________ (nur was beide Jünger betrifft) 



Die Verben, die hier zu finden sind, kann man grob in zwei Gruppen/Themen zusammenfassen:
1. bei etwas sein, hören, folgen
2. suchen - finden

Es wird zweimal in diesem kurzen Abschnitt über die beiden Jünger gesagt, dass sie Johannes den Täufer hörten und dann Jesus folgten. Das zweite Verb sagt sehr viel über das Erste aus. Die beiden haben die Worte von Johannes nicht nur wahrgenommen, sondern sie sind in ihr Herz eindringen lassen. Durch das Hören folgte eine Tat. In diesem Fall das Folgen. 

Ich denke, dieser Zusammenhang - Hören führt zu Handeln - ist auch für unser Leben wichtig. Denn wir können viel über Jesus hören, oder in der Bibel lesen. Aber hören wir wirklich zu? Haben die Worte auch einen Effekt? Lese ich die Bibel, weil ein guter Christ das nun mal macht, oder weil ich mich auf Gott/Jesus und sein Wort einlassen will? Jesus beschreibt seine Zuhörer im  Matthäusevangelium mit “dem guten Boden”, auf dem sein Wort Frucht bringen kann:  “Ein Teil der Saat jedoch fällt auf guten Boden. Das bedeutet: Jemand hört das Wort und versteht es und bringt dann auch Frucht – einer hundertfach, ein anderer sechzigfach und wieder ein anderer dreißigfach.” (NGÜ, Matthäus 13,23) Hier verbindet Jesus das Frucht bringen mit dem Hören und Verstehen seiner Worte. Ein erster, wichtiger Schritt auf unserm Weg mit Jesus,  ist es also, dass wir sein Wort nicht nur lesen, sondern es auch verstehen. In diesem Zusammenhang fällt mir noch ein anderer Vers über Gottes Wort ein. Er steht in 2. Timotheus 3, 16: “Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen. (NGÜ)”



Hier gibt es ein paar Gründe, warum wir die Bibel haben, und wofür sie gut ist. Ich denke, dass all diese Gründe indirekt beinhalten, dass wir uns auch mit dem Gelesenen beschäftigen. Schreibe deshalb die Gründe aus der Stelle heraus und beschreibe dahinter kurz, was sie für dich bedeuten:


1. 

2.

3.

4.


Keiner der Nutzen ist, eine gute Zeit zu haben oder mal etwas Schönes zu hören. Nein, die Bibel - also Gottes Worte an uns, soll einen Effekt in unserem Leben haben. Und umso mehr wir sie verstehen, desto mehr hat sie einen Effekt auf uns. 

So sind die beiden Jünger mit den Worten, die sie gehörten hatten, umgegangen und kamen dadurch zu Jesus. Dieser stellte ihnen dann eine eigentlich sehr einfache Frage: “Was sucht ihr?” Aber damit hatten die beiden nicht gerechnet und deshalb war ihre Antwort eher ein: “Ähm, wo wohnst du eigentlich, Lehrer?”  

Aber was suchten sie eigentlich wirklich? Damit kommen wir zu den anderen Verben: suchen  - finden. Jesus konfrontieret sie hier mit der alles entscheidenen Frage: “Was wollt ihr wirklich vom Leben?” oder “Was sucht ihr im Leben?” Johannes schreibt hier bewusst, “was” und nicht “wen” sucht ihr? Die Antwort auf wen, wäre einfach gewesen. Den Messias, den Menschen, von dem Johannes der Täufer die ganze Zeit geredet hat. Nein, die Frage lautet: Was sucht ihr? Oder anders ausgedrückt -  Warum sucht ihr den Messias oder das Lamm Gottes? Die Antwort der Jünger ist eine Art, wie man die Frage beantworten kann, aber beim Lesen wird schnell deutlich, das es eine noch tiefere Frage hinter den Worten von Jesus steckt. 

Nimm dir mal kurz Zeit, und beantworte diese Frage für dich selbst. Was suchst du, wenn du Zeit mit Jesus verbringst? Wenn du ihm zu hörst, indem du die Bibel liest? 






Diese Frage zu beantworten ist oft schwer. Aber ich denke, auch wir können eine Antwort finden, wenn wir Zeit mit Jesus verbringen. Und machmal braucht es etwas Zeit, bis wir wirklich verstehen, wonach wir im Leben suchen. Manchmal finden wir auch erst dann heraus, was wir eigentlich suchen, wenn wir die Antwort gefunden haben. So geht es Andreas in unserem Abschnitt hier. Denn nach diesem Abend geht er verändert los und findet seinen Bruder und bringt ihn sofort zu Jesus, mit den Worten: “Wir haben den Messias gefunden!”
 Nach nur einem Abend war Andreas verändert. Wir wissen nicht, was an diesem Abend passiert ist, aber von dem zögernden Nachfolgen am Anfang wurde eine lebhaftes Erzählen. 



Um vielleicht einen kleinen Einblick davon zu bekommen, was die beiden so verändert hat, lasst uns Jesus Taten ansehen. Schreibt dazu nun alle Verben auf, die das Handeln von Jesus beschreiben:


Vers 36: ___________


Vers 38: ___________ ,___________ , ________ 


Vers 39: ___________


Vers 42: ___________, __________



Etwas, was mir hier auffällt,  ist, wie aktiv auch Jesus ist. Nicht nur die Jünger sind unterwegs - bewegen sich, sondern auch Jesus. Zuerst geht er vorbei. Und das ist bestimmt kein Zufall, Jesus öffentlicher Dienst hatte mit der Taufe begonnen. Er ging umher und war sichtbar für die Menschen. 
Aber das ist nicht alles, er war nicht nur sichtbar, sondern er ließ sich auf die Menschen ein. Denn in unserer Geschichte drehte er sich zu den Jüngern um. Die waren ihm wahrscheinlich gefolgt, ohne wirklich einen Plan zu haben. Was man ja an der tollen Antwort auf Jesus Frage sieht. Und da kam Jesus ihnen entgegen. Er blieb stehen und drehte sich zu ihnen um. Er lies sich auf die beiden ein - verwickelte sie in ein Gespräch.

Und so ist es auch noch heute. Jesus spielt nicht mit uns verstecken, oder fangen. Wenn wir uns nur richtig anstrengen, werden wir schon mehr von ihm erfahren. Nein. Auch heute noch dreht er sich zu uns um. Der ganze Grund, warum er auf die Erde gekommen war, war, damit Gott uns Menschen ganz deutlich zeigen kann, wer er ist. Jesus warten nur darauf, dass wir zu ihm kommen und ihm zu hören wollen.

Aber das ist noch nicht alles. Jesus geht nicht nur einen Schritt auf uns zu, oder macht manchmal den ersten Schritt zu einem Gespräch. Lies noch einmal Vers 42. 

Jesus sah Simon an und das veränderte alles. Jesus sah nicht nur den Mann, der Simon war - sondern auch den Mann, der er mit Jesus Hilfe sein könnte. Zu dem Jesus ihn machen wollte. D.A. Carson schreibt über diese Begegnung: “Dies ist nicht nur einfach eine ausgesprochene Prophezeiung, sondern eher eine  Aussage darüber, was Jesus aus ihm machen wird.” … “ Jesus, der die Menschen durch und durch kennt, und nicht nur in sie hineinsieht, sondern sie zu sich ruft, so dass ER sie zu dem machen kann, zudem er sie berufen hat.” 
(“This is not so much a merely predictive utterance as a declaration of what Jesus will make of him.” 
…  “Jesus who knows people thoroughly, and not only ‘sees into’ them but also calls them that HE makes them what he calls them to be.”  D.A. Carson, The Gospel according to John, 1991, Seite 156)

Lasst uns dies etwas genauer betrachten. Ich denke, dass auch Simon auf der Suche war. Er kam auf jeden Fall direkt mit, um zu sehen, was Andreas ihm da erzählte. Diese Begegnung veränderte dann alles. Nicht, weil Simon etwas tat - sondern Jesus. Mit diesem Ansehen und dem Versprechen änderte sich die Welt für Simon.
 Das Beste an der ganzen Geschichte ist, dass es auch noch heute so ist: Wenn wir uns auf die Suche machen, oder auch nur gewillt sind, uns auf Jesus einzulassen, dann kann Gott unsere Bereitschaft dazu benutzten, unser Leben völlig zu ändern. Simon wurde nicht auf der Stelle zu Petrus - zu dem Mann, den Jesus in ihm sah. Aber in den nächsten drei Jahren - auf dem gemeinsamen Weg - veränderte Jesus ihn Stück für Stück.



Die Frage ist nun, was wir damit machen. Denn auch heute noch lautet die Frage an uns: “Was suchst du?” Dies ist eine wichtige Frage in unserem Leben. Auch uns lädt Jesus ein, ihm zu folgen und eine Antwort darauf zu finden. Wenn wir ihm folgen, werden wir auch mehr und mehr lernen, wie er uns sieht - und ER wird uns verändern, so dass wir auch zu dieser Person werden. Lassen wir uns darauf ein? - Denn der Prozess ist nicht immer einfach - wie wir noch im Verlauf des Evangeliums sehen werden. Während wir Einblicke in die drei Jahre bekommen, die den Anfang von dem Prozess der Verwandlung von Simon zu Petrus darstellen, lade ich dich ein, diese Zeit dazu zu benutzen, Gott auch unser Leben zu Verfügung zu stellen, damit er uns ein bisschen mehr zu der Person machen kann, die wir in seinen Augen schon sind.