“In welcher Weise Johannes auf ihn hinwies, macht folgende Begebenheit deutlich...“ (NGÜ, Johannes 1,19)
Wahrscheinlich hast du meine Frage nicht damit beantwortet, indem du erstmal erklärt hast, wer du nicht bist. Aber genau das tut Johannes der Täufer hier. Denn in diesen Versen weisst er auf Jesus hin, indem er klar stellt, wer er (Johannes der Täufer) nicht ist. Aber bevor wir uns damit beschäftigen, warum dies so wichtig ist, sehen wir uns dieses Gespräch erst einmal genauer an.
Anders ausgedrückt waren dies die offiziellen Abgesandten der religiösen, jüdischen Führungsschicht, die geschickt worden waren, um herauszufinden, was sich dort am Jordan abspielte. Die religiösen Anführer in Jerusalem hatten Berichte erhalten, dass dort jemand predigt und die Leute tauft. Und dies anscheinenden mit immer größerem Erfolg. Und nun mussten sie unbedingt wissen, mit wem sie es zu tun hatten. Wahrscheinlich damit sie dann entscheiden konnten, wie und ob sie reagieren müssen. Und dazu schickten sie diese Gruppe von Jerusalem zum Jordan. Aber anstatt ihre Frage zu beantworten, erzählt Johannes der Täufer ihnen erstmal, wer er nicht ist: Er ist nicht der Messias. Und im Verlauf des Gespräches verneint er auch noch, dass er Elia oder “der Prophet” ist. Lasst uns nun diese drei Personen genauer ansehen, damit wir besser verstehen können, warum gerade dieser drei Personen in Frage kamen.
“Und er bekannte, und er leugnete nicht, und er bekannte: “Ich bin nicht der Messias!”” (Vers 20)
“»Messias« ist das hebräische Wort für »Christus«. (Johannes 1, 41)
Wie zum Beispiel in den “Psalmen der Salomos”, die im 1. Jahrhundert vor Christus geschrieben wurden:
“Sieh, oh Herr, und erhebe für sie ihren König, den Sohn Davids …
Und gürte ihn mit Kraft, so dass er die ungerechten Herrscher zerschlagen kann …
Mit einem Stab aus Eisen soll er alles Wesentliche von ihnen in Stücke brechen …
Und es soll in seinen Tage keine Ungerechtigkeit in ihrer Mitte sein,
Denn alle sollen heilig und ihr König soll sein, der Gesalbte (= der Messias) des Herrn.” (Psalm von Salomon 17, 21+32) (Hervorhebung durch mich)
(“Behold, O Lord, and raise up for them their king, the son of David … And wird him with strengt, that he may shatter unrighteous rulers … With a rod of iron he shall break in pieces all their substance … And there shall be no unrighteousness in his days in their midst, For all shall be holy and their king, the annointed (= the messiah) of the Lord.” , Paul Barnett, Jesus & the Rise of Early Christianity, 1999, Seite 39)
Und auch in den “Achtzehn Segnungen”, die für den Gebrauch in den Synagogen zur Zeit von Jesus geschrieben worden waren, steht:
“Sei gnädig, Oh Herr, unser Gott, gemäß deiner großen Güte gegenüber Israel,
deinem Volk, und Jerusalem, deiner Stadt,
und gegenüber Zion, der Wohnstätte deiner Herrlichkeit;
und gegenüber deinem Tempel und deinem Wohnsitz;
und gegenüber dem Königreiches des Hauses Davids,
deinem gerechten Messias, gesegnet seist du, oh Herr,
Gott Davids, Erbauer von Jerusalem.
(Palästinische Manuskripte)
Lass den Zweig Davids schnell hervorspringen,
und erhöhe sein Horn durch deine Rettung.
[Denn wir erwarten deine Rettung (stets)]
Gesegnet seist du, oh Herr, der Rettung hervorbringt.
(Babylonische Manuskripte)”(Hervorhebung durch mich)
(“Be gracious, O Lord, our God, according to your great mercies to Israel thy people, and Jerusalem thy city, And Zion, residence of thy glory; and to thy Temple and dwelling place; And to the kingdom of the house of David, thy righteous Messiah, Blessed art thou, O Lord, God of David, Builder of Jerusalem. (Palestinian rescension) Make the branch of David soon spring forth, And let his horn be exalted by thy salvation. [For we await thy salvation (always).] Blessed art thou, O Lord, who makes salvation spring forth. (Babylonian rescension)”,Paul Barnett, Jesus & the Rise of Early Christianity, 1999, Seite 40)
Da so viele auf diesen Messias warteten und sich danach sehnten, dass Gott endlich seine Versprechen wahr machen würde, wollten die führenden Juden nun genau wissen, ob Johannes der Täufer dieser versprochene Messias sein könnte. Und dieser wusste eine Antwort auf diese Frage, für die er auch nicht lange überlegen musste: “Ich bin NICHT der Messias!” Und dies betonte er jedes Mall, denn er kannte wahrscheinlich die Menschen, die zu ihm kamen, und die liebend gerne ihn zum Messias gemacht hätten, einfach nur, damit das Warten ein Ende hat. Somit ist dies sofort seine erste Antwort auf die Frage: “Wer bist du?”. Was man dann auch umschreiben kann: “Ich bin nicht der, nach dem ihr sucht, oder nach dem ihr suchen solltet.”
“ “Bist du der Prophet, ‘der kommen soll’?” - “Nein”, erwiderte er.” (NGÜ, Vers 21)
Von wem wird in diesen Versen gesagt, dass er der Prophet ist - Jesus. Und nun haben wir wieder einmal Moses und Jesus nebeneinander. Und Johannes hat die beiden schon in seiner Einleitung miteinander verglichen:
Sowohl das, was Mose mit Gott erlebt hat, als auch das Leben, Sterben und Auferstehen von Jesus stimmen ein Loblied auf die Gerechtigkeit Gottes an. Durch das, was wir durch Moses gelernt haben, durch das, was wir durch Jesus gelernt haben und noch lernen, und durch das, was wir durch die Vollendung von Gottes Pläne lernen werden, werden wir - und dann auch alle anderen - erkennen, wie großartig Gottes Pläne sind. So großartig, dass alle ihn dafür verherrlichen sollten und es auch eines Tages werden. Ein Stückweit können wir dies mehr und mehr lernen, wenn wir uns mit seinem Wort beschäftigen. Jede neue Entdeckung, jedes Mal, wenn ich etwas Neues lerne, bringt mich dazu, über Gottes wunderbare Art, alles nach seinem Willen zu lenken, zu staunen und ihn dafür zu loben und an zu beten. Und ist das keine tolle Motivation, mehr sein Wort zu studieren?
»Wer bist du dann?«, wollten sie wissen. »Bist du Elia?« – »Nein«, antwortete er, »der bin ich nicht.« (NGÜ, Vers 21)
Ich finde dies sehr interessant. Vor der Geburt von Johannes dem Täufer wurde vom Engel vorhergesagt, dass der Geist des Elias auf ihm ruhen wird (siehe Lukas 1, 13 - 17). Und auch bei Jesus ist es ziemlich klar, dass er denkt, dass Johannes der Täufer Elia ist. Warum verneint er selbst es dann?
Je nachdem wie man sich diese Frage ansieht, kann man zu dem Schluss kommen, dass beide Recht haben. Johannes der Täufer ist nicht Elia, der Mensch, der mit einem Feuerwagen in den Himmel gefahren ist. Somit hat er Recht, wenn er sagt: Ich bin nicht Elia. Aber dann gibt es noch den “Elia”, der kommen soll, und ich denke die Beschreibung aus der Prophezeiung passt dort sehr gut: “Erfüllt mit dem Geist und der Kraft des Elia, wird er vor dem Herrn hergehen.” (NGÜ, Lukas 1, 17) Johannes ist also dem Geiste nach Elia und somit hat Jesus Recht, wenn er sagt, dass Johannes der Täufer Elia ist. Und hier haben wir eine der Doppelbedeutungen, mit denen Johannes (der Evangelist) so gerne spielt. Johannes der Täufer ist und ist nicht Elia. Aber eine Antwort auf die Frage, warum er selbst verneint, Elia zu sein, können wir im Laufe des Gespräches erahnen.
Nachdem wir uns nun damit beschäftigt haben, wer Johannes der Täufer nicht ist, kommen wir nun in Vers 23 zum Wendepunkt in unserer heutigen Geschichte. Zu diesem Zeitpunkt sind die Abgesandten wahrscheinlich schon verzweifelt. Denn dieses Mal klingt die Frage eher bettelnd. Sie können doch nicht mit leeren Händen nach Jerusalem zurückkehren. Kann er ihnen nicht endlich eine Antwort geben? Und dann endlich sagt uns Johannes, wer er seiner Meinung nach ist. Er ist eine Stimme. Und nicht nur irgendeine. Er ist eine Stimme mit einer Botschaft.
Und das ist es, wie sich Johannes der Täufer selbst sieht. Es ist ihm egal, wer er als Person ist. Viel wichtiger ist ihm sein Auftrag. Er kennt diesen, und auch seine Stellung und seinen Ruf von Gott. Und dies wird auch in den folgenden Versen deutlich. Ein kleiner Teil der Abgesandten ist auch nach dieser Antwort immer noch nicht ganz zufrieden. Sie haben noch ein Problem - die Frage nach der Autorität der Taufe. Denn woher nimmt eine “Stimme” die Autorität, Leute als Zeichen ihrer Umkehrt zu taufen (siehe Matthäus 3, 11).
Und wieder lenkt Johannes der Täufer schnell von sich ab. “In der Tat erwiderte Johannes, ja, ich taufe wirklich, und ich habe die Autorität dazu von Gott;aber ich bin nichts im Vergleich mit dem, von dem ich zeuge. Er ist der, der nach mir kommt wird, dessen Sandalen aufzubinden, ich nicht würdig bin.” (“Yes, John replies in effect, I do indeed baptize, I have authority from God to do so; but I am nothing compared with the one to whom I bear witness. He is the one who comes after me, the thongs of whose sandals I am not worthy to untie.”, D.A. Carson, The Gospel according to John, 1991, Seite 146).
Johannes weiss, warum und wofür er die Menschen tauft. Er will sie auf das vorbereiten, was bzw. wer bald kommen wird. Und damit kommen wir dann zu dem zweiten Teil seines Zeugnisses: auf Jesus, das Licht der Welt, hinzuweisen. In unserer Geschichte von heute, gibt uns Johannes der Täufer schon einmal einen Hinweis auf diese Person: Diese Person ist viel, viel wichtiger für euch als ich. Und wenn ihr schon denkt, dass es wichtig ist, meiner Botschaft zu zu hören, und danach zu handeln, dann solltet ihr das viel mehr mit dem tun, was dieser Mann euch zu sagen hat. Denn nur er ist wichtig, nicht ich. Und das ist mehr oder weniger Johannes Antwort an die Abgesandten: “Ich bin nicht wichtig, ihr solltet euch lieber fragen, wer dieser andere ist, der bald kommen wird. Und ob ihr bereit seit, ihm zu begegnen.”
Lies deshalb als Abschluss die ganze Stelle in Jesaja 40, 1-31. Und schreibe einmal auf, was dir dieses Mal an der Botschaft, die Gott für uns Menschen hat, am meisten angesprochen hat, und was du den Menschen in deiner Umgebung als “Stimme” weitersagen kannst.
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